Sonntag, 21. Februar 2016

Chemotherapie und Fruchtbarkeit

Zytostatika, die während der Chemotherapie verabreicht werden, sollen die weitere Zellteilung der Tumore verhindern. Doch werden nicht nur Tumorzellen von den Zytostatika angegriffen, sondern auch gesunde Zellen. Unter anderem kann auch die Reifung von Eizellen durch die Zytostatika dauerhaft  geschädigt werden.

Obwohl die Chemotherapie schnellstmöglich beginnen sollte, hat meine Onkologin mir einen Termin in der Frauenklinik empfohlen, um mich über verschiedene Möglichkeiten zur Erhaltung der Fruchtbarkeit beraten zu lassen. 

Nachdem ich mich mehrfach bei ihr abgesichert habe, dass der Therapieerfolg nicht gefährdet ist, wenn wir noch 1-2 Wochen warten, bin ich am nächsten Tag gemeinsam mit meinem Freund in die Frauenklinik gegangen. Dort wurden uns zwei Möglichkeiten zur Erhaltung der Fruchtbarkeit empfohlen: Kryokonservierung von Eierstockgewebe oder Kryokonservierung von Eizellen.

Wir wurden ausführlich über die Vor- und Nachteile der beiden Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt und es stellte sich schnell heraus, dass für mich die Entnahme von Eierstockgewebe am sinnvollsten wäre. Dieser Eingriff kann quasi sofort durchgeführt werden und die Kosten, die die Krankenkassen leider nicht übernehmen, liegen bei 600 Euro für die Operation, plus jährlich 120 Euro für das Einfrieren. Der Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass sie noch nicht so etabliert ist wie die Entnahme von Eizellen und die Wahrscheinlichkeit, dass man nach dem Implantieren des Eierstockgewebes deutlich niedriger ist. 

Die Entnahme von Eizellen kam bei uns nicht mehr in Frage, da wir schnellstmöglich mit der Chemotherapie beginnen wollten. Durch die fast zwei-wöchige Hormonbehandlung, die vorher erfolgen muss, wäre uns da zu viel Zeit verloren gegangen. Der Kostenfaktor bei dieser Behandlung wäre zudem deutlich teurer mit 2000-3000 Euro plus die jährlichen Kosten für das Einfrieren. Auch hier zahlen die Krankenkassen wieder keinen Cent. Allerdings wäre diese Methode sicherer gewesen, um eine spätere Schwangerschaft zu ermöglich.

Wir ließen uns sofort einen OP-Termin geben, der noch in dieser Woche war. Dennoch wollten wir die Entscheidung bis dahin gründlich überdenken und das taten wir. Unser Kinderwunsch ist aktuell noch nicht wirklich ausgeprägt vorhanden, sodass ich zunächst dazu neigte keinen Eingriff vornehmen zu lassen. Soll später das Schicksal entscheiden, ob ich schwanger werden kann oder nicht. Das wäre meine Bauchentscheidung gewesen. Letztlich siegte allerdings mein Kopf, der mir sagte, dass ich mir unter Umständen ein Leben lang Vorwürfe machen würde, wenn wir dann doch unbedingt Kinder würden haben wollen und es nicht ging. Schlaflose Nächte und viele Gespräche später stand mein Entschluss dann fest: OP zur Entnahme von Eierstockgewebe.


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