Montag, 26. Juni 2017

Auszeit in der Winkelwaldklinik

Nachdem ich letztes Jahr 4 Wochen in der Reha in Bad Oexen war, hatte ich zunächst kein Interesse mehr an einer weiteren Reha. Und dennoch kam mir in letzter Zeit immer wieder der Gedanke an eine weitere Reha. Ich möchte fast sagen, dass mein Verlangen nach einer Auszeit immer größer wurde. Eine Auszeit von meinem doch wieder sehr anstrengend gewordenen Job. Eine Auszeit vom Alltag. Eine Auszeit von meinen oftmals negativ um die Krankheit herum schwirrenden Gedanken. Eine Auszeit.

Meine Onkologin hat meinen Wunsch auf eine weitere Reha befürwortet und wir haben einen entsprechenden Antrag gestellt. Ein paar Wochen später kam dann endlich die Bestätigung der Deutschen Rentenversicherung und Post aus dem Schwarzwald. Genauer gesagt aus der Winkelwaldklinik. 


Ehrlich gesagt hat mich der Gedanke, drei Wochen alleine im Schwarzwald zu verbringen, etwas abgeschreckt, aber kurz nachdem ich dort angekommen bin, waren meine Zweifel wie weggeblasen. Die Klinik liegt irgendwo im Nirgendwo und es ist herrlich idyllisch. Ich hatte ein wunderschönes und großes Zimmer mit einem tollen Ausblick und einem kleinen überdachten Balkon. Das Personal hat mich sehr freundlich begrüßt und mein dort für mich verantwortlicher Onkologe war mir vom ersten Augenblick an sehr sympathisch. Er hat auch gleich erkannt, dass mein Problem heute, ein Jahr nach Ende meiner Therapie, weniger mein Körper als vielmehr mein Kopf ist. Mein psychischer Zustand. Das Leben, das einen nach der Erkrankung erwartet. 

Ich habe jeden Tag dieser drei Wochen so sehr genossen. Viel mehr als es mir letztes Jahr möglich gewesen ist. Letztes Jahr war ich direkt nach der Therapie in der Reha und hatte somit weder Abstand, noch die Möglichkeit, die schrecklichen Erfahrungen zu verarbeiten. Aber heute, ein Jahr später, ist mir das so viel besser gelungen. Ich wusste, wie gut diese Auszeit tun kann. Ich wusste, wie schön es ist, sich drei Wochen lang um nichts kümmern und um nichts sorgen zu müssen. Nur um mich selbst. Diese drei Wochen gehörten nur mir und ich habe es so sehr genossen. Handy aus und den Alltag hinter sich lassen. Es war eine wirklich tolle Erfahrung.


Am wohltuendsten war meine Zeit draußen. Draußen an der frischen Luft, draußen im Wald. Ich war jeden Tag unterwegs. Früh morgens, noch vor dem Frühstück. In der Mittagspause. Vor dem Schlafengehen. Alleine oder mit ein paar anderen. Es war so herrlich und beruhigend. Einfach die Gedanken schweifen lassen und die Natur genießen. Und dort im Schwarzwald habe ich sogar das Nordic Walking kennen und lieben gelernt. Ich habe mir Stöcke ausgeliehen und war jeden Tag unterwegs.

Aber neben meinen täglichen Läufen an der frischen Luft, war natürlich auch das Therapieangebot der Winkelwaldklinik sehr abwechslungsreich und spaßig. Yoga, Pilates, Zumba, Step Aerobic und QiGong. Rückengymnastik, Aqua Gymnastik, Ausdauer- und Krafttraining. Kunsttherapie, Progressive Muskelentspannung und Autogenes Training. Ergo- und Physiotherapie, Massagen und natürlich Einzelgespräche bei Psychologen. Auch gab es viele Gesprächsgruppe und Vorträge zu verschiedenen Themen. Es war wirklich für jeden das Richtige dabei und auch hier waren wieder sehr gute und nette Therapeuten am Werk.

Drei Wochen habe ich wirklich Vollgas gegeben, jeden Tag genossen und mein Ding gemacht. Ich war so ausgeglichen und zufrieden. Die Gespräche mit der Psychologin, die wirklich absolut spitze war, haben mir so viel Kraft gegeben. Ich habe mich gut gefühlt und war voller Hoffnung, dass ich die neu gewonnene Energie mit zurück in den Alltag nehmen kann. 

Auch wenn ich ursprünglich keine weitere Reha machen wollte, war das eine meiner besten Entscheidungen. Eine so wunderbare und Kraft schenkende Zeit, die ich nicht mehr missen möchte und die ich jedem nur ans Herzen legen kann. Gönnt euch die Zeit und genießt sie. Es ist eine so wertvolle Erfahrung und das haben wir uns verdient!!

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