Samstag, 12. August 2017

Meine erste Panikattacke


Mein erster Wanderurlaub und es war so schön. Wir waren zwar nur ein paar Tage unterwegs, aber ich habe die wunderbare Natur so sehr genossen. Vor ein paar Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich daran mal Gefallen finden könnte. Und vor ein oder zwei Jahren erst Recht nicht, denn da befand ich mich noch in der Therapie.

So sehr ich das Wandern auch genossen habe, gab es trotzdem ein Erlebnis, das für mich neu war: eine Panikattacke. Wir waren schon eine Weile unterwegs und kamen dann an eine Brücke über einer tiefen Schlucht. Wir mussten eine Weile anstehen und je näher wir kamen, desto eher merkte ich, dass ich nicht so richtig will. Trotzdem bin ich auf die Brücke, musste mich aber direkt am Geländer festhalten. Überall Menschen und unter mir die Schlucht. Ich habe ein paar Blicke gewagt, schließlich waren wir deswegen ja auch dort. Aber dann musste ich ganz schnell da weg. Als ich von der Brücke runter war, bin ich ein paar Meter gelaufen und habe mich dann in den Wald geflüchtet, weg von den Leuten. Mir liefen plötzlich die Tränen, ich fing an zu schluchzen und zu zittern. Ich habe mich da richtig reingesteigert und ich kann im Nachhinein garnicht sagen, was genau der Auslöser war. Die Höhe? Die Menschen? Die Weite? Ich weiß es nicht. Und was hat mich danach so bitterlich weinen lassen? Die Scham? Der Schock, wie ich reagiert habe? Die Angst? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das für mich neu war. Mir haben solche Situationen nie etwas ausgemacht. Aber etwas ähnliches habe ich letztes Jahr auf der Achterbahn erlebt. Es ist erschreckend plötzlich solche Reaktionen bei sich festzustellen. Ich weiß auch nicht, ob es einmalig war oder, ob es beim nächsten Mal auch passieren wird. Auch weiß ich nicht, ob es tatsächlich durch die Krebserkrankung kommt oder, ob es mir auch zuvor schon hätte passieren können. Eigentlich ist die Antwort auf die Frage auch egal. Ich muss akzeptieren, dass es passiert ist.

Die Behauptung "Krebs verändert das Leben für immer" scheint wohl zu stimmen... aber wir können lernen mit den Folgen zu leben. Auch, wenn das nicht immer einfach ist.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Liebes Flauscheköpfchen,

ich verstehe Dich sehr gut. Du hast durch Deine Erkrankung in einen tiefen Abgrund blicken müssen. Und Du bist gesund geworden und willst das auch bleiben. Dafür bist Du jetzt empfindlicher, was Gefahren angeht.

Ich habe derzeit auch wieder Angst, vor der nächsten Gastroskopie bei meinem Mann. Ich komme damit nur schwer klar, ich kann mich an ein Leben ohne Angst fast gar nicht erinnern. Scheint, als ob das eine andere war...
Lieben Gruß
Pietje